Videomodellierung ist eine Lehrtechnik, die auf den Erwerb neuer Fähigkeiten abzielt. Die Wirksamkeit dieser Methode wurde durch umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegt.
Die Strategie des Videomodellierens besteht darin, ein Video der zu erlernenden Aufgabe mit den Handlungen eines Modells aufzunehmen, das dann der betreffenden Person in systematischer und wiederholter Weise vorgeführt wird.
Dies ermöglicht es der Person, sich mit dem Verfahren vertraut zu machen und schafft eine klare Vorstellung von den Anforderungen und dem Zeitplan, wodurch das Arbeitsgedächtnis verbessert und Angst und Stress reduziert werden.
Es hat sich gezeigt, dass die Videomodellierung die Geschwindigkeit, mit der Fähigkeiten erworben werden, deutlich erhöht, und diese Technik ist besonders wirksam bei Menschen mit Autismus und intellektuellen Beeinträchtigung.
Durch das Betrachten des Videos wird die ungewohnte Situation allmählich vertrauter, was Ängste abbaut, der Person hilft, sich leichter auf die Situation einzulassen, und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Problemverhalten verringert. Dies kann besonders nützlich sein, um Menschen auf medizinische Untersuchungen vorzubereiten oder sie mit neuen Orten, Aktivitäten oder Verfahren vertraut zu machen.
Vor allem für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen, für die es entscheidend ist, von Anfang an zu wissen, welche Abfolge von Ereignissen auf sie zukommt, ist die Videomodellierung ein sehr nützliches Hilfsmittel, denn die Person, die den gesamten Prozess an einem Modell sieht, kann sich ein positives Ergebnis der beabsichtigten Aktivität vorstellen und hat eine klare Erwartung hinsichtlich der mit der Aufgabe oder Situation verbundenen Anforderungen.
Man unterscheidet zwischen allgemeiner Videomodellierung und „spezifischer“ Videomodellierung für eine bestimmte Person, d. h., die eine vertraute Umgebung oder bestimmte Materialien einbeziehen oder ein bestimmtes Interesse berücksichtigen kann.
In der Literatur konnte nicht nachgewiesen werden, welcher der beiden Modi effektiver ist, da nur sehr wenige Forschungsarbeiten, Informationen zu diesem speziellen Datenpunkt offenlegen.

Es gibt verschiedene Arten der Videomodellierung, von denen jede gezielte Merkmale und Möglichkeiten aufweist.
- Standard-Videomodellierung ist eine Technik, bei der eine Person ein Video anschaut, in dem ein Modell, das nicht sie selbst ist, demonstriert, wie man eine bestimmte Handlung ausführt. Videomodellierung ist somit eine evidenzbasierte Praxis, die einerseits darauf abzielt, erwartete Verhaltensweisen, d. h. die Entwicklung von Fähigkeiten, zu verstärken, und andererseits dabei hilft, unerwartete Verhaltensweisen zu verringern (Murray und Noland 2013).
- Video Self-Modeling unterscheidet sich von der klassischen Videomodellierung, da der/die Akteur/in im Video die gleiche Person ist, für die das Video bestimmt ist. Bei VSM beobachtet die Person sich selbst, wie sie eine bestimmte Aufgabe erfolgreich ausführt. Die Technik kann zum Unterrichten einer Vielzahl von Aufgaben verwendet werden, wobei der Schwerpunkt auf neuen Fertigkeiten liegt, d. h. Fertigkeiten, die die Person gerade erst erlernt, aber noch nicht beherrscht. VSM hat sich als erfolgreich erwiesen, wenn es darum geht, die Häufigkeit zu erhöhen, mit der Probanden eine Fähigkeit oder ein erwartetes Verhalten korrekt ausführen.
- Eine dritte Art ist das Video-Feedback, bei dem die Person bei der Ausführung einer Aufgabe oder einer sozialen Interaktion gefilmt wird. Zu einem späteren Zeitpunkt schaut sich die Person das Video an und versucht, selbst herauszufinden, welche Verbesserungen vorgenommen werden müssen. Auf diese Weise werden die korrigierenden Eingaben des Ausbilders reduziert und gleichzeitig die Selbsteinschätzungsfähigkeiten der Person verbessert.
- Beim Video-Priming wird, wie beim Standard-Video-Modeling, eine andere Person als die Zielgruppe vorgeführt. Es zielt darauf ab, die Person zu lehren, vorhersehbare Sequenzen von neuen oder ungewöhnlichen Aktivitäten zu verstehen, um so die Teilnahme zu fördern und Ängste zu reduzieren. Durch das Betrachten des Videos wird die ungewohnte Situation nach und nach vertrauter, was dazu führt, dass die Person bereitwilliger daran teilnimmt und somit die Wahrscheinlichkeit problematischer Verhaltensweisen verringert. Dies gilt insbesondere für Zahnarzt- und Arztbesuche, aber auch für kosmetische Termine wie Friseur- oder Kosmetikbesuche oder sogar die Teilnahme an einer Reise mit einem für die Person ungewohnten Verkehrsmittel.
- Bei der subjektiven Videomodellierung ist die gefilmte Person nicht das Ziel. Dieses Video unterscheidet sich von den oben genannten Arten, da es mit einer subjektiven Kamera aufgenommen wird: Es wird nur der Blickwinkel der Zielperson gezeigt, d. h. in der Regel sind nur die Hände des Schauspielers oder höchstens sein Spiegelbild im Bild zu sehen. Viele einfache funktionale Fähigkeiten können durch subjektive Videomodellierung vermittelt werden, insbesondere solche, die noch nicht beherrscht werden oder die nur mit erheblicher Hilfe von Erwachsenen ausgeführt werden, sowie soziale Fähigkeiten und Interaktionen (Murray und Noland 2013).
Eine Vielzahl funktioneller und motorischer Fähigkeiten kann durch Videomodellierung vermittelt werden, einschließlich solcher, die kommunikative, kognitive, adaptive und sozial-emotionale Prozesse erfordern, z. B. persönliche Unabhängigkeit, Kommunikation, soziale Interaktion, schulische Fähigkeiten und Spielaktivitäten.
In bestimmten Fällen ist es auch angebracht, spezifische Strategien wie die Verwendung von didaktischem und gedrucktem Material und eine komplexere pädagogische Intervention zu kombinieren.

Die Videomodellierung wurde vor allem bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen eingesetzt, weil sie deren Stärken nutzt und an ihren Schwächen arbeitet; außerdem ermöglicht sie eine schrittweise Exposition, wodurch die Angst vor neuen Situationen verringert wird. Darüber hinaus gibt es Merkmale, die auch bei anderen Störungen wirksam sind, insbesondere bei solchen mit intellektuellen Defiziten. Einige der Vorteile sind, dass die intrinsische Motivation der Person genutzt wird, dass die Informationen über verschiedene Sinneskanäle vermittelt werden, dass die Aufmerksamkeit auf ein einziges spezifisches Element gerichtet wird und dass die Aufmerksamkeit gezielt eingesetzt wird.
Die Stiftung Progettoautismo fvg hat erfolgreich zahlreiche Videomodellierungspakete für alle beteiligten Altersgruppen erstellt und eingesetzt.
Abschließend möchten wir Ihnen die 10 grundlegenden Schritte für die Videomodellierung nach Murray und Noland (2013) vorstellen, in die das Wissen und die berufliche Erfahrung unserer Stiftung eingeflossen sind:
- Identifizieren Sie die Fähigkeit oder Routine, auf die Sie abzielen;
- Identifizierung und Zusammenstellung der erforderlichen Ausrüstung;
- Führen Sie eine Aufgabenanalyse durch und ermitteln Sie eine Ausgangsbasis;
- Schreiben eines genauen Drehbuchs und einer möglichen Untertitelung;
- Üben Sie vor dem Videodreh und vergessen Sie nicht, den Ton aufzunehmen (auch zu einem späteren Zeitpunkt);
- Achten Sie genau auf die Videobearbeitung;
- Schaffen Sie die richtigen Bedingungen für die Betrachtung des Videos;
- Identifizieren Sie Strategien, die das Erlernen von Fähigkeiten erleichtern;
- Stellen Sie sicher, dass Sie die richtigen Beobachtungsinstrumente zur Verfügung haben;
- Identifizieren Sie die auftretenden Probleme und finden Sie eine Lösung.
Wenn Sie dieses Thema weiter vertiefen möchten, empfehlen wir Ihnen den folgenden Titel:
Murray S., Noland B., Video Modeling for Young Children With Autism Spectrum Disorders: A Practical Guide for Parents and Professionals, Jessica Kingsley Pub, 2012